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© Messe Frankfurt Exhibition GmbH

"Kreativität ist der Schlüssel"

Ein Gespräch mit Olaf Schmidt über die Fashion Week in Zeiten von Corona

Die Frankfurt Fashion Week muss nach der rein digitalen Premiere im Sommer 2021 auch nahezu das komplette Programm der Januar-Ausgabe 2022 absagen. Statt Ausstellungen mit vielen Besucherinnen und Besuchern wird es wegen der Ausbreitung der Virusvariante Omikron nur einige kleine Veranstaltungen geben. Die Veranstalter hoffen auf Juli.

Herr Schmidt, vor genau einem Jahr hatten wir Sie erstmals interviewt. Damals ging es um die Premiere der Frankfurt Fashion Week im Sommer 2021. Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Welches Fazit konnten Sie nach der Erstauflage ziehen – und welches Fazit hat die Branche gezogen?

Unsere Erstauflage im Sommer 2021 war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Wegen Corona mussten wir unser hochkarätiges Programm in wenigen Wochen umstellen – und alles ins Digitale übertragen. Dafür haben wir eine eigene Plattform kreiert, das FFW Studio. Konferenzen, Brand Experiences, Musik Acts, virtuelle Showcases, all das und noch mehr gab es zu sehen und zu erleben. Es war für unsere Teams und Partner ein ganzes Stück Arbeit und sicherlich an einigen Stellen emotional herausfordernd – schließlich hatten wir uns alle sehr auf ein persönliches Wiedersehen mit unseren Kunden vor Ort hier in Frankfurt gefreut.

Gleichzeitig war es eine unglaublich spannende und erfolgreiche Woche und wir konnten in unseren digitalen Konferenzen ein starkes Signal für mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche setzen. Daher ist das Fazit was ich aus der ersten FFW im Juli 2021 ziehen möchte auch ein positives: die Branche zeichnet ein unglaublich starker Zusammenhalt aus – eine Eigenschaft, die in den letzten Monaten noch wichtiger war als je zuvor. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei unseren Partnern und Kunden für ihr Verständnis und ihren Rückhalt bedanken. Ein besonderer Dank gebührt hier der Kreativwirtschaft Hessen. Seit Jahren arbeiten wir eng und verlässlich zusammen. Auch in dieser schwierigen Zeit – die Kreativwirtschaft hat für die kommende FFW-Ausgabe tolle Programmpunkte zusammengestellt, als Teil der AAAREA Events. Gemeinsam schaffen wir auch jetzt im Januar - wenngleich die Umstände sehr schwierig sind - Angebote, zur Inspiration und zum Austausch in der Branche.

»Die Branche zeichnet ein unglaublich starker Zusammenhalt aus – eine Eigenschaft, die in den letzten Monaten noch wichtiger war als je zuvor.«

Vor Weihnachten kam die Nachricht, dass die großen Messen Neonyt und Val:ue sowie die Schauen Premium und Seek erneut verschoben werden müssen. Wie bereitet man sich als Messemacher auf das Ungewisse vor?

Die Pandemie hat die Messebranche hart getroffen – sich auf so etwas wie die aktuelle Situation vorzubereiten ist für unseren Sektor ohne Beispiel. Aber die letzten Monate haben gezeigt: Kreativität ist der Schlüssel. Mit kreativen Ansätzen und innovativen Ideen habe wir es geschafft, für unsere Messen ein alternatives Programm – beispielsweise komplett digital oder hybrid – aufzustellen und der Branche immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich trotz der Distanz miteinander auszutauschen. Das Ungewisse birgt sicherlich einige Schwierigkeiten und Hürden, aber immer auch die Chance, sich neu zu erfinden, neue Ansätze auszuprobieren und auch, um innezuhalten und den Zeitgeist zu verstehen.

Corona ist zwar geblieben, aber das Fashion-Rad hat sich sicherlich weitergedreht: Welche neuen Player, Trends und Themen nehmen Sie im Messejahr 2022 wahr?

Überthemen bleiben Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das sind meiner Meinung nach die Themen der Zukunft, die uns in den kommenden Jahren, sogar Jahrzehnten, begleiten werden. Denn technologischer Fortschritt und Nachhaltigkeit gehen für mich Hand in Hand: Nur mit Innovationen und neuen Denkweisen können wir die Branche in den Bereichen der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit langfristig revolutionieren. Viele Nachhaltigkeitsziele der Industrie wären ohne ihre technologischen Counterparts überhaupt nicht realisierbar. In der Industrie 4.0 ist alles miteinander vernetzt. Es gibt bereits unzählige Beispiele, die das belegen: botanische Fasern, die in einem umweltschonenden Produktionsprozess hergestellt werden und kompostierbar und biologisch abbaubar sind. Software mit smarten Systemen schöpfen das gesamte Optimierungspotenzial der Textilproduktion aus – von transparenteren Lieferketten und Zero Waste-Ansätzen über clevere Kollektionsentwicklungen und Designs bis zu Distributionsprozessen. Das sind alles Themen, die auf der FFW eine Plattform finden – darüber sprechen wir, dazu tauschen wir uns aus.

Zahlreiche Kreative stellen allen Widrigkeiten zum Trotz ein Programm auf die Beine, das sich sehen lassen kann. Frankfurt feiert im Januar Fashion. Was findet statt, worauf dürfen sich Messebesucher online und vor Ort dennoch freuen?

Wir haben wieder ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, digital sowie vor Ort. Ein Highlight ist die Neonyt Fashion Installation im Danzig am Platz, am Dienstag, den 18. Januar. Kuratierte multilabel Looks nachhaltiger Brands stehen im Fokus, dazu können sich unsere Gäste in einem sicheren, coronakonformen Rahmen zum Thema Fair Fashion austauschen. Key Topics der Installation sind Circularity, Social, Water und Air. Direkt danach geht es mit der Frankfurt Stage weiter, einer Fashion Show organisiert vom Fashion Council Germany. Ebenfalls am Dienstag präsentiert die TextilWirtschaft, die international renommierte Fachzeitschrift für Textilien und Mode, in der TW Trend-Info Womens- & Menswear Trendinnovationen der kommenden Saison, live im FFW Studio. 

Aber das sind wirklich nur einige wenige Highlights der kommenden Woche. Es gibt einige tolle Paneltalks – in der Stadt und online bei uns im Studio. Im FFW Studio gibt es außerdem wie im Sommer schon Brand Experiences, für die es sich lohnt einzuschalten. Alle Inhalte des FFW Studios stehen danach on demand zur Verfügung und ergänzen unseren bisherigen Content. Das vollständige Programm finden sie online.

www.frankfurt.fashion/schudule 


Olaf Schmidt
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Olaf Schmidt

Vice President Textiles & Textile Technologies bei der Messe Frankfurt Exhibition GmbH

Olaf Schmidt absolvierte ein Studium zum "Dipl.-Textilingenieur" und "Master of Business Administration (MBA)". Seit Oktober 2006 ist Schmidt Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt Exhibition und verantwortet in dieser Funktion weltweit rund 60 Veranstaltungen in den Bereichen technische Textilien, Heimtextilien, Bekleidungsstoffe, Fashion und textiler Verarbeitung. Damit zählt Schmidt nicht nur die internationalen Leitmessen Heimtextil, Techtextil oder Texprocess in Frankfurt am Main zu seinem Aufgabenfeld, sondern auch Fachmessen an den weltweiten Textil-Hotspots in Paris, New York, Shanghai, Tokyo oder Moskau – neuester Zuwachs: die Frankfurt Fashion Week.


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Frankfurt Fashion Week (FFW)

Die FFW ist Initiatorin eines sustainable movements mit dem Ziel, die Fashionwelt nachhaltig zu verändern. Unter dem Claim "Reform the Future" bietet sie Visionärinnen und Akteuren eine Plattform bestehend aus Tradeshows, Konferenzen, Showcases, lokalen Events und dem digitalen FFW Studio. Damit umfasst die Frankfurt Fashion Week ein einzigartiges Ecosystem, das zum Place-to-be für das internationale Fashion Business wird. Als Leitthemen setzt die FFW Sustainability und Digitisation auf ihre Agenda.

Veröffentlicht: 13.01.2022


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