Sie hat damit den länger andauernden Umbruch in der Werbewirtschaft – viele große Networks sind verschwunden oder geschrumpft – kompensieren können.
Im Branchendialog mit der Kreativwirtschaft haben Sie zentrale Handlungsfelder definiert – Räume, Förderung, Vernetzung, Sichtbarkeit. War das hilfreich, und was konnten Sie realisieren?
Es ist sinnvoll, Förderangebote für die Branche im Dialog mit der Branche zu entwickeln. Dabei bleiben wir natürlich. Wir verstehen ihre Bedürfnisse jetzt besser, auch wenn wir nicht alle Wünsche erfüllen können. Beispielsweise können wir nicht Millionen für die Schaffung von Kreativzentren einsetzen. Trotzdem ist seit 2016 einiges entstanden: Beispielsweise hat Hanau ein Kreativquartier im Hafentorviertel konzipiert, Darmstadt hat eines im Stadtentwicklungskonzept ausgewiesen, Gießen entwickelt aktuell Kreativzentren, gemeinsam mit der Stadt Frankfurt haben wir den Bestand der "basis" auf zwölf Jahre gesichert, Wiesbaden will im Alten Gericht ein Kreativzentrum entwickeln, und die Nachrichtenmeisterei in Kassel wurde immerhin fünf Jahre gesichert. Dass wir 2016 einen Raumberater beauftragt haben, bewährt sich. Er wird seine Tätigkeit fortsetzen. Denn wir brauchen diese vielen lokalen Kreativzentren als Räume für kreatives und innovatives Arbeiten und die Entwicklung und Wahrnehmung der Branche insgesamt.
Im Branchendialog wurde auch betont, wie wichtig öffentliche Förderung, Vernetzung und Sichtbarkeit sind. Wir haben dementsprechend das Fördervolumen für Kreativwirtschaftsprojekte vervierfacht und es vor allem eingesetzt, um Branchenaktivitäten zu stärken. Das scheint gut zu funktionieren, viele Initiativen aus der Branche und einige herausragende Festivals wie see-Conference oder NODE werden gefördert. Mit dem Kreativwirtschaftstag haben wir eine Plattform von der Branche für die Branche geschaffen. Eine ganz wichtige Rolle als Partnerin und Ansprechpartnerin der Kreativbranchen und für unsere operativen Tätigkeiten spielt die Geschäftsstelle Kreativwirtschaft bei der Hessen Agentur, deshalb haben wir auch sie personell und finanziell aufgestockt.
Hessens Kreative beklagen das Standortimage …
… und dass sie deshalb Schwierigkeiten haben, etablierte Spitzenkräfte von außerhalb in die Region zu locken, ich weiß. Natürlich ist der Fachkräftemangel ein Problem – aber wir sehen auch, dass die Vorurteile allmählich schwinden. Weil sich auch bundesweit die Erkenntnis durchsetzt, dass Hessen und insbesondere FrankfurtRheinMain ein sehr vielfältiger und vor allem wirtschaftlich starker Kreativstandort mit guten Businessperspektiven, einer tollen Lebensqualität und vielen jungen Talenten ist. Hier lässt sich tatsächlich unternehmerisch viel gestalten. Darauf spielt ja das Bonmot an, dass zweimal weint, wer nach Frankfurt geht: zum ersten Mal, wenn man hin muss, aber noch mehr, wenn man wieder weg muss.