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Stellungnahme zur Branchenvereinbarung über veränderte Sperrfristen geförderter Filme

Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, der Sektion Dokumentation der Produzentenallianz und der Dokumentarfilm-Produzent:innen des Produzentenverbandes zur Branchenvereinbarung über veränderte Sperrfristen geförderter Filme:

Die unterzeichnenden Dokumentarfilmemacherinnen, -Filmemacher, -Produzentinnen und -Produzenten begrüßen die vorsichtige Verkürzung und Flexibilisierung der Sperrfristen und Auswertungsfenster im Rahmen der HDF-Branchenverhandlungen. Sie bedauern zugleich, dass zu den besonderen Erfordernissen von Dokumentarfilmen bei den Verhandlungen keine Regelung gefunden wurde und Vorschläge mit dem Ziel, das Auswertungsregelwerk der Auswertungsrealität des dokumentarischen Genres anzupassen, abgelehnt wurden.

Weder wurde der Vorschlag aufgenommen, Dokumentarfilme generell mit einer kürzeren Sperrfrist als Spielfilme zu belegen, noch wurde über die Idee verhandelt, die Filme spätestens dann in die nächste Auswertungsstufe zu entlassen, sobald diese nicht mehr im Kino gespielt werden. Auch ein Pilot- oder Innovationsfenster für Dokumentarfilme, in dem Produzentinnen und Produzenten, Verleiher und Kinos neue Auswertungsstrategien ausprobieren können – wie z.B. die Kombination aus Events vor Ort im Kino und einem digitalen Vertrieb unter Beteiligung der Kinos – wurde ohne weitere Verhandlungen abgelehnt.

„Die Atmosphäre während der Verhandlungen war insgesamt freundlich und konstruktiv, aber die Diskussion über die besonderen Erfordernisse von Dokumentarfilmen und unsere daraus abgeleiteten Forderungen wurde zunächst mehrfach vertagt, um dann später als nicht verhandelbar abgeschmettert zu werden“, so Arne Birkenstock, der die Dokumentarfilmbranche in den Verhand-lungen vertreten hat. „Letztlich wurde uns deutlich gemacht, dass es auf uns Dokumentarfilmer bei einer solchen Vereinbarung nicht ankomme und man insofern auch keine Notwendigkeit sehe, auf irgendeine unserer Forderungen auch nur im Geringsten einzugehen“, so Birkenstock weiter.

Die seit Jahren bekannte und durch Zahlen belegte Tatsache, dass Dokumentarfilme eine signifikant kürzere Auswertungszeit im Kino haben als Spielfilme, wird weiter ignoriert. Innovative Auswertungs-modelle, die während der Pandemie zum Teil erfolgreich ausprobiert wurden, sind somit künftig wieder untersagt. Viele Dokumentarfilme werden ihrem Publikum auch in Zukunft wochenlang entzogen werden, nämlich immer dann, wenn sie auch auf keinem anderen Auswertungsweg gezeigt werden dürfen, obwohl Kinos diese Filme nicht mehr spielen. „Das ist schon eine absurde Situation und auch eine ziemlich egoistische Blockadehaltung, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Produktion der allermeisten Dokumentarfilme eben nicht durch die mit Abgaben der Kinos kofinanzierte FFA, sondern durch Beiträge der Sender und durch staatliche Förderinstitutionen finanziert wird“, erläutert Birkenstock.

Die Dokumentarfilm-Vertreterinnen und -Vertreter der unterzeichnenden Verbände und Sektionen bedauern dies sehr und unterzeichnen die Branchenvereinbarung daher nur unter großen Vorbehalten. Sie behalten sich ausdrücklich vor, im Rahmen der Novelle des Filmfördergesetzes und in anderen filmpolitischen Initiativen für Verwertungs-Regelungen einzutreten, die dem Dokumentarfilm, den ihn zeigenden Kinos, anderen Verwertern und seinem Publikum gerecht werden.

Sie fordern zudem die Politik auf, die besonderen Bedürfnisse und Verhältnisse für Dokumentarfilme in zukünftigen Regelungen stärker zu berücksichtigen, als es die jetzt geschlossene Branchenvereinbarung tut.

In Bezug auf die aktuelle Branchenvereinbarung erwarten sie von den anderen Branchen-teilnehmerinnen und -Teilnehmern eine ehrliche und ergebnisoffene Evaluierung der neuen Regelungen, auch und vor allem im Hinblick auf den Dokumentarfilm. Die in Artikel 3 der Branchenvereinbarung in Aussicht gestellten Gespräche über die Möglichkeit weitergehender Regelung unter Berücksichtigung der besonderen Auswertungssituation von Dokumentarfilmen werden von den Dokumentarfilmerinnen und -Filmern begrüßt; sie erwarten eine ehrliche Bereitschaft aller Beteiligten hier gute und angemessene Lösungen zu finden.

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