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| Designwirtschaft
Vision, Wagnis und Vernunft – Gespräche über das Entwerfen
In dieser transdisziplinären Gesprächsreihe wird diskutiert, welche Rolle Intuition und Vorstellungskraft in Entwurfsprozessen spielen, wie Konzeption, Planung, Handwerk, Werkzeuge – und auch KI – hineinwirken, und woran wir erkennen, ob ein Werk wirklich gelungen ist.

Jeder Mensch entwirft gelegentlich, um Probleme in seinem Alltag zu lösen. Die Tätigkeit des Entwerfens beschränkt sich also nicht auf bestimmte Personen- oder Kulturkreise und Wissenshorizonte. Entwerfen kann man daher als eine grundlegende Kulturtechnik bezeichnen.
Schon die Entscheidung, Freunde zu einem Essen am kommenden Wochenende einzuladen, setzt einen (einfachen) Entwurfsprozess in Gang – ganz zu schweigen von einer selbst gewählten Aufgabe wie etwa, »einen wirklich guten« Stuhl zu schaffen, oder einem Auftrag mit vielen Beteiligten: Anwohnern, Fachplanenden und politischen Gremien, gemeinsam ein Stück Stadt zu entwerfen.
Man kann also feststellen, dass der Ausgangspunkt eines Entwurfs in der Regel im Wunsch oder im Auftrag gründet, die eigene oder die gemeinschaftliche Umwelt in naher Zukunft durch ein Werk zeitweilig oder dauerhaft zu verändern. Jede Person, die entwerferisch arbeitet, kennt auch die grundsätzliche Furcht vor dem Szenario, dass die angestrebte Veränderung zwar erreicht wird, diese jedoch nicht nur positive, sondern auch negative Seiten hat, die erst im vollendeten Werk sichtbar werden. Entwerfen beinhaltet eben auch, Entscheidungen auf Basis unvollständigen Wissens zu fällen, da man ja »vorher nicht wissen kann, was man nicht weiß«, und auch sorgfältige Überlegung und Planung nicht vor Fehlern schützt.
Entwerfende kann man deshalb als grundsätzlich als Optimistinnen und Optimisten charakterisieren, weil sie immer wieder neu daran glauben, dass sie ein aktuelles Problem durch ihre Tätigkeit in der Zukunft lösen oder zumindest verbessern können.
Auch wenn einleitend gesagt wurde, dass »jeder Mensch gelegentlich entwirft« – und auch ein Natur- oder Wirtschaftswissenschaftler sein Vorgehen plant, kreativ arbeitet und manchmal intuitiv entscheidet –, gilt »das Entwerfen« in erster Linie als »die« entscheidende Schlüsselkompetenz in gestalterischen Berufen wie Architektur, Landschaftsarchitektur, Städtebau, Design und Kunst.
Die Abgrenzung zu den Wissenschaften bzw. zu wissenschaftlichen Methoden kann im Einzelfall durchaus infrage gestellt werden. Doch im Gegensatz zu der auf objektive Gesetzmäßigkeiten und experimentelle Wiederholbarkeit ausgelegten Methodik der Wissenschaften, arbeiten Gestaltende in der Regel nicht nur an sogenannten »Wicked Problems« – bösartigen, nicht rein objektiv und rational lösbaren Problemen –, sondern auf kontextuell bestimmte Einzelwerke hin. Neben planbaren Faktoren und Arbeitsschritten kommen im Werk subjektive Erkenntnisse und Wertmaßstäbe, individuelle gestalterische Vorlieben und emotional empfundene Wahrheiten in variablem Maß zum Ausdruck – in der Regel werden diese subjektiven Inhalte sogar als besondere Qualität, zumindest als »Salz in der Suppe«, als entscheidende Würze des Werkes empfunden.
Worum kann es also in einem Symposium zum Thema Entwerfen an einer Hochschule gehen, wenn die Diskussion einer bestimmten Methodik oder einheitlichen Theorie gar nicht das Ziel sein kann?
• Um die Neugierde der Zuhörer und Teilnehmer, die Motivation und die Arbeitsweisen von Persönlichkeiten aus unterschiedlichen gestalterischen Berufen kennenzulernen.
• Um etwas über individuelle oder projektbezogene Entwurfswerkzeuge außerhalb des bisherigen eigenen Horizontes zu erfahren und so die Arbeitsweise für neue Wege zu öffnen.
• Um herauszufinden welche Rolle Intuition, Fantasie und Vorstellungskraft im Entwurfsprozess spielen. Aber vielleicht auch die Antwort auf die Frage wie wir sicher sein können, dass ein Werk gelungen und nicht nur fertig ist.
• Um den konstruktiven Umgang mit der im Entwurfsprozess eingebetteten Möglichkeit des Scheiterns – und besonders um den Optimismus, neue Themen anzugehen, die Herausforderung kreativ zu sein und die Welt durch Werke zum Besseren zu verändern.
Hagen Schwenk
Justus Theinert
Mit Beiträgen von:
Carl Auböck V (Wien), Ruedi Baur & Vera Baur (Paris), Camilo Bornstein (Frankfurt), Uwe Brückner (Stuttgart), Oswald Egger (Neuss), Christian Gänshirt (Mailand), Gert Hasenhütl (Wien), Friederike Kluge (Basel), Aylin Langreuter (Neukirchen), Jörg Petruschat (Berlin)
Eine Veranstaltung des Instituts für Designforschung, Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt
Anmeldung an: symposium.idf@h-da.de
Quelle: Hochschule Darmstadt
Datum
Ort
Hochschule Darmstadt
Olbrichweg 10
64287 Darmstadt
Olbrichweg 10
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