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4 Fragen an... Jakob Sturm zum Hessischen Atelierprogramm

Jakob Sturm setzt sich als Raumberater des Landes für die Entwicklung bezahlbarer Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen ein. Mit dem Verein basis in Frankfurt ist er Kooperationspartner für das Hessische Atelierprogramm HAP. Ziel des neuen Förderprogramms vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur ist, Atelierräume an hessische Künstlerinnen und Künstler am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn zu vermitteln. Über Kreative Räume und das Programm haben wir mit Jakob Sturm gesprochen.

© basis e.V.

Welchen Herausforderungen begegnen Künstlerinnen und Künstler in Hessen und wie hilft das neue Förderprogramm konkret?

Vor allem in den Städten wie Frankfurt aber auch Wiesbaden oder Kassel haben es Künstler:innen in der Regel besonders schwer, ihr Leben durch ihre Arbeit zu finanzieren. Sie sind mit Mietpreisen für Gewerbeflächen konfrontiert, die sie sich schlicht nicht leisten können. Und dann müssen sie natürlich auch noch wohnen. Diese Situation unterstützt nicht unbedingt eine lebendige Kunstszene. Der Berlin-Hype ist ja auch erstmal entstanden, weil die Stadt so billig war.

Sie sind Raumberater für die Kreativen in Hessen, unterstützen Städte und Kommunen bei der Entwicklung kreativer Zentren. Welche positiven Effekte kann das neuaufgelegte Atelierprogramm insbesondere im ländlichen Raum entfalten?

Der ländliche Raum leidet ja generell unter der gesellschaftlichen und kulturellen Orientierung an den Städten. Dabei ist es wichtig, auch jenseits der Metropolen Lebensentwürfe zu unterstützen, die das Leben dort bereichern, z.B. durch Kultur. Wichtig ist aber, dass auch hier Qualität gefördert und nicht einfach eine Art Artenschutz betrieben wird.

Es gibt nicht den einen Lebensentwurf für Künstler:innen, der da heißt, möglichst in der Metropole zu arbeiten im Umfeld einer gehypten Szene. Für manche Künstler:innen ist das nicht der richtige Weg, sie suchen eher das beruhigte Umfeld, die Konzentration, um arbeiten zu können. In den großen Metropolen haben sich auch schon viele verloren.

Wie haben Sie geeignete Orte für Ateliers gefunden, was zeichnet sie aus – und wem gehören sie eigentlich?

Das waren erstmal leerstehende Gebäude, die nicht so leicht zu vermarkten waren, weil sie zum Beispiel unter Denkmalschutz standen oder nicht mehr den modernen Anforderungen entsprachen. Die haben wir zunächst in Zwischennutzung gebracht. Leerstände bedürfen natürlich immer eines Leerstandsmanagements, müssen in Stand gehalten und beispielsweise geheizt werden. Das nehmen wir immerhin schon mal dem Eigentümer ab. Dann war unsere Arbeit so erfolgreich, auch im Interesse der Kommune, dass daraus Langzeitnutzungen wurden. Ich glaube generell, dass Immobilienentwicklung heute gut daran tut, sich mit der Kreativwirtschaft zusammenzutun.

Die Grundlage unserer Arbeit bieten Gebäude im öffentlichen Eigentum, die wir zu einem eher symbolischen Mietpreis nutzen. Das ergab sich aus den anfänglichen Zwischennutzungen. Durch den Überschuss an Mieteinnahmen finanzieren wir unsere Arbeitsstruktur. Das ermöglichte uns dann aber auch für andere Gebäude einen günstigen Mietpreis zu zahlen, den wir mehr oder weniger an Kreative durchreichen. Einer unserer Standorte in der Linnéstraße in Bornheim ist zum Beispiel im privaten Eigentum, zwei weitere Gebäude, die wir nutzen, in Praunheim und Bockenheim, gehören der KEG (Frankfurter städtische Konversions- und Entwicklungsgesellschaft). Hier zahlen wir Miete. Solche größeren Gebäude, die diese Möglichkeiten bieten, können einzelne Kreative gar nicht anfassen.

Und für uns steckt da eine ganz einfache Rechnung dahinter: Der Aufwand der Verwaltung steigert sich nicht proportional mit der Anzahl der Orte.

Am 1. März beziehen die ersten Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers. Können Sie schon verraten, auf wen die Wahl der Jury beim HAP Studio Programm gefallen ist? Was waren die Auswahlkriterien?

Das verzögert sich im Moment noch ein paar Tage, so kann ich Ihnen auch noch nicht sagen, auf wen die Wahl gefallen ist. Die Auswahlkriterien der Fachjury waren in beiden Fällen, also für das hessenweite wie das Studioprogramm, die Qualität.

Für das Studioprogramm wurden ausgewählt: Joana Tischkau, Franziska Wildt, Ivan Murzin, Dennis Siering, Shaun Motsi, Lukas Müller, James Gegory Atkinson, Ziva Drvaric. [Anm. d. Red., 02.03.2021]

Weitere Informationen zu HAP finden Sie auf basis.de

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