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4 Fragen an... talking hands

Daumenkinos sind bei Kindern beliebt, jetzt helfen sie beim Spracherwerb. Mit ihren „talking hands“ wollen die Frankfurter Gründerinnen Laura Mohn und Maria Möller, ausgezeichnet als „Kultur- und Kreativpiloten 2020“, die Kommunikation zwischen Kindern mit und ohne Behinderung ermöglichen. Ein Wort, ein Daumenkino – so wird das Erlernen von Gebärdensprache vereinfacht. Mal sind es zehn, mal hundert Bilderseiten, die Laura Mohn (rechts im Bild) für ein Buch zeichnen muss.

Ein Gespräch mit der Illustratorin.

Maria Möller und Laura Mohn
© Harald Schroeder

Die Daumenkinos waren Gegenstand deiner Abschlussprüfung vor knapp zwei Jahren an der Frankfurter European School of Design. Wie kamst du auf die Idee dazu und für wen sind die kleinen Bücher?

Die Inspiration hinter „talking hands“ ist meine Schwester Jami, sie hat das Down-Syndrom. Viele Kinder mit Down-Syndrom haben eine verzögerte Sprachentwicklung und können deswegen ihre Bedürfnisse nicht gut mitteilen. Deswegen sind Gebärden hier ein wichtiges Hilfsmittel. Auf dem Markt gab es kein besonders ansprechendes Lehrmaterial für Gebärden, weswegen ich angefangen habe, die Daumenkinos zu zeichnen. Die Daumenkinos sind aber für alle Kinder geeignet. Auch Regelkinder kommen schneller zu Sprache, wenn das Erlernen der Wörter durch Gebärden unterstützt wird. Also fördern wir durch „talking hands“ zum einen die Inklusion aller Kinder und zum anderen den schnelleren Spracherwerb.

Unsere Daumenkinos sind ein haptisches und visuelles Lehrmittel. Das heißt, sie trainieren durch das Blättern das motorische Feingefühl der Kinder, schließlich muss man mit dem eigenen Daumen die Bilder in Bewegung setzen. Sobald dieses Prinzip verstanden ist, können sie so oft sie wollen die Bewegung ablaufen lassen. Die Daumenkinos sind farblich kategorisiert, zum Beispiel sind Tiere immer in gelb gehalten, Gefühle in rosa etc. Das heißt, durch die visuelle Gestaltung der Daumenkinos prägen sie sich die Bewegungen schneller ein und können die Wörter besser zuordnen.

Mittlerweile hast du mit Maria Möller ein Start-up gegründet. Seit Juni dieses Jahres seid ihr Mitglieder des Unibator-Programms der Goethe-Universität. Welche Unterstützung erhaltet ihr hier und wie hat euch das in den ersten Monaten geholfen?

Durch das Unibator-Programm haben wir unser eigenes Büro bekommen, was angenehmer ist als ständig nur im eigenen Wohnzimmer zu arbeiten. Außerdem sind wir Tür an Tür mit anderen Start-ups und haben dadurch einen ständigen Austausch, was uns gerade in der komplizierten Gründungsphase sehr geholfen hat. Außerdem haben wir tolle Mentoren, die uns mit viel Zeit und Geduld unterstützen, gerade wenn es um Planungs-und Vertriebsfragen geht.

Bücher-Sets mit bis zu 100 Wörtern kann man bei euch erhalten. Damit ist sicher noch nicht alles gesagt. Wonach habt ihr die Wörter ausgewählt und sind Erweiterungen geplant?

Die ersten 100 Daumenkinos bilden den Grundwortschatz von Kleinkindern. Das sind dann Gebärden wie „Mama“, „Papa“, „essen“, „trinken“ etc. Alles was man als Kleinkind zum Überleben braucht. „Keks“ und „spielen“ natürlich auch. Wir arbeiten schon an den nächsten Daumenkinos und werden den Wortschatz erweitern. Außerdem arbeiten wir gerade zusätzlich an einer App, wo man die Gebärden auch digital nachvollziehen kann.

Ebenso wie es viele verschiedene Lautsprachen gibt, gibt es viele Gebärdensprachen. Es gibt sogar Dialekte. Habt ihr Pläne, eure „talking hands“ auch auf anderen Sprachen anzubieten? Hessisch wäre ein schöner Anfang…

Der ganz große Traum ist, „talking hands“ irgendwann weltweit in den verschieden Gebärdensprachen anzubieten und Inklusion somit überall zu fördern. Und das nicht nur für Kinder. Wir haben schon Feedback von vielen Erwachsenen bekommen, die gerne ein paar Gebärden durch die Daumenkinos lernen wollen. Wenn jeder Mensch zumindest ein paar wichtige Begriffe in Gebärdensprache könnte, würden sich so viele Menschen mehr verstanden fühlen. Jetzt wo Sie es sagen... vielleicht bringen wir ja demnächst ein hessisches Starter-Set mit Äbbelwoi- und Grie Soß-Gebärden heraus. (lacht)

Die Daumenkinos im Praxistest sind auf der Webseite von talking hands zu sehen: https://talkinghandsflipbooks.com/

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