Der Klimawandel ist die drängendste Krise unserer Zeit und berührt alle Bereiche unserer Gesellschaft. Eine Abkehr von umweltschädlichen Einflüssen ist dringend notwendig, um die Stabilität unseres Klimas aufrechtzuerhalten. Dies stellt eine systemische Herausforderung dar, die neben individuellen Alltagsentscheidungen auch bisherige politische Entschlüsse und die Wirtschaftsweise in Frage stellt. In der Folge kommt es zu einer gesellschaftlichen Transformation: Bürgerinnen und Bürger müssen durch Informationen dazu befähigt werden, klimafreundlich zu handeln und somit ein nachhaltiges Bewusstsein zu entwickeln.
An dieser Stelle kommt dem Journalismus eine entscheidende Rolle zu, den Prozess der nachhaltigen Entwicklung kommunikativ zu begleiten. Besonders in den vergangenen fünf Jahren ist der Journalismus „ergrünt“. Es können Veränderungen in journalistischen Strukturen, der Berichterstattung und bei den beteiligten Akteurinnen und Akteuren beobachtet werden.
Neue redaktionelle Strukturen und Workflows
Einige Redaktionen haben die Klimaberichterstattung zur Priorität gemacht und dabei an verschiedenen Stellschrauben gedreht. So haben der Guardian und die taz ihre Sprache reflektiert und an die Dringlichkeit der Krise angepasst. Sie nutzen nun eine klimagerechte Wortwahl, in der beispielsweise nicht mehr von Erderwärmung, sondern von Erderhitzung die Rede ist.
Auf nationaler und internationaler Ebene haben sich Netzwerke gegründet, die sich für eine bessere und stärkere Klimaberichterstattung einsetzen. Covering Climate Now hat in Zusammenarbeit mit Redaktionen auf der ganzen Welt im September 2019 eine Themenwoche zum Klima initiiert. Innerhalb Deutschlands engagiert sich Klima vor Acht: Nachdem sie mit ihrer ursprünglichen Forderung einer täglichen Klimasendung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gescheitert sind, unterstützen sie mittlerweile als Berater die Mediengruppe RTL bei der Produktion ihres Formats „Klima Update“.
Neben der nachhaltigen Transformation vollzieht sich durch das Internet im Allgemeinen und den sozialen Medien im Speziellen ein Wandel in der Medienlandschaft. Damit verändert sich auch das Mediennutzungsverhalten, insbesondere einer jungen Zielgruppe. Ein Publikum im Alter von 14 bis 29 Jahren konsumiert Inhalte überwiegend online und interessiert sich vor allem für den Klimawandel, auch, weil sie perspektivisch von seinen Folgen am stärksten betroffen sind (vgl. Beisch/Koch 2021; vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2020; vgl. Shell-Jugendstudie 2019).
Auf diese Entwicklung reagieren Redaktionen mit digitalen Formaten, die sich nicht nur als Erweiterung linearer Produkte verstehen, sondern speziell auf Drittplattformen realisiert werden. Die taz hat das „klimahub“ aufgebaut, der Westdeutsche Rundfunk informiert mit „klima.neutral“ auf Instagram, und der Bayerische Rundfunk produziert in Kooperation mit funk (gemeinsames Content-Netzwerk von ARD und ZDF) das Format „Grünphase“.
Klimakrise wird zur Priorität in der Berichterstattung
Auch in der Berichterstattung über den Klimawandel sind Veränderungen bemerkbar. Medien wie „Perspective Daily“ oder auch das „Klima Update“ nutzen konstruktiven Journalismus. Negative Schlagzeilen werden hier durch konkrete Handlungsoptionen und Lösungsansätze ergänzt. Dadurch sollen Frustration und ein Ohnmachtsgefühl bei Rezipientinnen und Rezipienten vermieden werden. Stattdessen erhalten sie den Eindruck, selbst aktiv zur Lösung beitragen zu können.